Als Journalist zu arbeiten ist für viele mehr als nur ein Job. Doch wie wird man eigentlich Journalist? Diese und weitere Fragen beantwortet uns die Journalisten Marike Frick in unserem Berufsinterview.
Interview mit Marike Frick
Welche Ausbildung braucht man, um Journalist zu werden?
Fast alle Journalisten haben entweder eine Journalistenschule besucht oder ein Volontariat in einer Redaktion absolviert. Ohne geht es fast nie. Die Ausbildung an einer Journalistenschule dauert meist eineinhalb Jahre und beinhaltet neben dem täglichen Unterricht mehrere Praktika. Volontariate finden direkt bei einer Zeitung, einem Magazin, Radio- oder Fernsehsender statt. Man verbringt den Großteil der eineinhalb Jahre in der Redaktion und hat regelmäßige Schulungen. Da geht es dann etwa darum, wie man gute Interviews führt, Überschriften verfasst oder eine Nachricht schreibt.
Es gibt auch einige Journalismus-Studiengänge an den Universitäten, aber die meisten sind sehr theoretisch. Es gibt lediglich ein paar Ausnahmen, wo Praktika regulärer Teil des Studiums sind, darauf sollte man unbedingt achten. Meist lautet aber die Empfehlung, etwas ganz anderes zu studieren, wenn man Journalist werden will – gern auch eine Naturwissenschaft oder etwa Jura.
Denn der Großteil der Journalisten kommt aus den Geistenwissenschaften – und dann ist jemand mit einem Biologie- oder Jura-Studium bei einer Bewerbung klar im Vorteil. Schließlich müssen Journalisten auch über naturwissenschaftliche oder juristische Themen schreiben!
Nach einem solchen Studium ist das Volontariat oder die Journalistenschule aber quasi Pflicht. Gerade die Plätze in den Schulen sind sehr begehrt, es bewerben sich viele hunderte. Das sollte aber niemanden aufhalten – ich habe es schließlich auch geschafft!
Sind bestimmte Fähigkeiten notwendig?
Wer sich an einer Journalistenschule oder für ein Volontariat bewirbt, sollte schon mal ein paar Texte geschrieben haben, etwa für die Lokalzeitung. Also, dass man gern und gut schreibt, ist schon Voraussetzung. Ich empfehle deshalb, Praktika zu machen. So bekommt man auch am ehesten eine Ahnung davon, ob es wirklich das Richtige ist.
Und eine gewisse Neugier sollte man auch mitbringen. Ansonsten gibt es alle möglichen Arten von Journalisten: eher zurückhaltende, die gut zuhören, welche, die forsch ausfragen… Man MUSS nicht ein bestimmter Typ sein, um Journalist werden zu können.
Wie lange dauert es, Journalist zu werden?
Die Ausbildung dauert in der Regel eineinhalb Jahre. Die meisten Journalisten haben vorher studiert – aber ein Studienabschluss ist gar kein Muss. Wer beweist, dass er gut schreiben kann und engagiert ist, gleicht viele Nachteile aus.
Warum bist du Journalistin geworden?
Ich habe schon mit 15 mein erstes Lokalzeitungs-Praktikum gemacht, weil ich einfach gern geschrieben habe. Danach habe ich dann weiter neben der Schule und in den Sommerferien für die Lokalredaktion gearbeitet. Das hieß dann auch, dass ich mit Stift und Block in der Einkaufsstraße stand, um Umfragen zu machen… Hat nicht unbedingt Spaß gemacht, aber ich wurde für Umfragen deutlich besser bezahlt als für einen normalen Artikel, also habe ich nicht gemeckert.
Schreiben fällt mir einfach leicht. Und ich bin ein offener Mensch, das hilft, wenn man ständig jemanden interviewen muss. Ich habe gemerkt, dass sich die Leute auch mir gern öffnen. Direkt nach dem Abi habe ich mich dann an der Henri-Nannen-Schule in Hamburg beworben – und bekam eine Absage. Da war ich natürlich niedergeschlagen. Aber nach meinem Politik- und Kulturwissenschafts-Studium habe ich mich einfach wieder beworben. Und da bin ich dann genommen worden.
Das war großartig für mich, denn die Nannen-Schule bietet eine wahnsinnig gute Ausbildung. Wir haben jeden Tag die Schulbank gedrückt und auch mehrere Praktika gemacht. Es war wirklich anstrengend, ich würde sagen, viel anstrengender als mein Studium! Aber ich habe wahnsinnig viel gelernt.
Und danach wusste ich: Ich will als freie Journalistin arbeiten. Ich habe mich direkt selbstständig gemacht, denn zum Glück hat man ja keinerlei Anschaffungskosten, man kann sofort loslegen.
Weil ich durch meine Praktika gute Kontakte hatte, kamen auch schnell die ersten Aufträge. Ohne diese Kontakte hätte ich es möglicherweise nicht geschafft, denn es ist im Journalismus sehr schwer, Fuß zu fassen, wenn einen niemand kennt. Es gibt einfach unheimlich viele Journalisten, und Redaktionen arbeiten fast ausschließlich mit denen zusammen, von denen sie wissen: Die können was. Da muss man sich erst mal ein Standing erarbeiten. Deshalb predige ich ja immer (und alle anderen auch): Praktika machen! Ohne geht da so wie nix.
Welche Chancen haben Menschen mit Migrationshintergrund?
Sehr gute! Viele Redaktionen wünschen sich mehr Journalisten, die türkisch oder arabisch sprechen und die sich mit den entsprechenden Kulturen auskennen. Es gibt teilweise sogar eine Bevorzugung bei der Aufnahme an Journalistenschulen, einfach, weil es noch viel zu wenig Journalisten mit Migrationshintergrund gibt. Ich würde also absolut dazu ermutigen!
Allerdings muss man schon auch sagen: Viele Redaktionen werden verkleinert, Zeitungen müssen schließen, Magazine klagen über sinkende Auflagen. Denn die Leute lesen immer mehr kostenlose Inhalte online. Die Medienbranche ist gerade in einem Wandel, und da macht es nicht immer nur Spaß, Journalist zu sein.
Wer sich aber zu 100 Prozent berufen fühlte, sollte sich davon nicht abhalten lassen. Auch nicht von hohen Bewerberzahlen an Journalistenschulen oder einem fehlenden Studium. Journalismus ist eine Branche auch für Quereinsteiger und Leute mit einem etwas anderen Lebenslauf.
Über die Interviewpartnerin: Marike Frick ist Journalistin und zeigt Unternehmern und Selbstständigen, wie man es schafft, in die Medien zu kommen. Mehr von Marike könnt ihr auf ihren Blog wasjournalistenwollen lesen.
Ich habe ein Studium in Medienwirtschaft und Journalismus absolviert. Dort war in den ersten drei Semestern ein Fach dem Journalismus gewidmet. Man erhielt dadurch einen tollen Eindruck, in welch unterschiedlichen Stilen Informationen verbreitet werden. Journalismus muss mit der eigenen Persönlichkeit passen, um aktiv ein vielfältiges Schreibleben führen zu können. Nach meinem Studium hätte man natürlich auch noch ein Volontariat absolvieren müssen. Ich finde es erstaunlich, was die Journalisten leisten und schade, dass die Menschen diese Arbeit nicht würdigen.
Ich habe mir überlegt, mich im Bereich Journalismus zu bewegen. Aber das hat noch Zeit bis ich überhaupt den Schulabschluss mache. :D Dein Blogpost hat mich überzeugt, vor allem weil Menschen mit Migrationshintergründen sogar sehr gute Chancen haben. (vielleicht finde ich jemanden, der eine ägyptische Herkunft hat :D) ????
Leider verdienen nur so wenige Menschen damit wirklich ihren Lebensunterhalt. Das hat mich davor abgeschreckt. Ich bewunder jeden, der das Studium durchzieht und wirklich echten Journalismus lebt!
Ein sehr interessanter Post. Ich bin gerade dabei meinen Master für Medien- und Kommunikationswissenschaften abzuschließen und interessiere mich sehr für das Thema. Solche Artikel sind total hilfreich, danke dir :)
Spannend zu lesen. Ich kenne viele Journalisten und weiß, dass der Weg nicht leicht ist.
Und wieder was dazu gelernt! Ich denke bei solchen Berufen immer gleich an eine Muss für ein Studium dabei sind diese ja oft wirklich viel zu theoretisch und sagen nicht immer unbedingt etwas über das tatsächliche Können der jeweiligen Person aus! Ein sehr interessantes Interview!
Spannender Beitrag. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Weg nicht leicht ist! Hut ab vor allen, die echten Journalismus betreiben!
Super interessant! Ich denke, dass diese Fakten mal endlich Licht hinter diesen Beruf bringen. Ich habe Germanistik studiert und jeder mit Bachelorabschluss wollte schon ein großer Journalist sein – die meisten habe aber den Fuß nicht in die Tür bekommen haha
Ich habe selbst mal über eine journalistische Ausbildung nachgedacht. Jetzt habe ich erstmal die Ausbildungspaper einer Freundin zuhause liegen. Wirklich interessanter Beruf.
Liebe Grüße, Stefanie